Nach einer Sage, von der es zwei Varianten gibt, wurde die Höhle durch einen Hirtenknaben entdeckt, der auf der Suche nach einem verlorenen Schaf in die Höhle stürzte. Bei einer Variante kommt der Hirtenknabe ums Leben und wird erst nach Jahren gefunden, bei der anderen Variante wird der Bub nach 3 Tagen glücklich gerettet.
Die Höhle wurde bereits Ende des 18. Jahrhunderts urkundlich erwähnt, leider ist diese Urkunde nicht mehr auffindbar. Im Jahre 1816 findet die nächste schriftliche Erwähnung statt, der Ausbau der Höhle mit Steiganlagen erfolgte bereits zu diesem Zeitpunkt. Schon 1837 wurde die Höhle abgesperrt, um sie vor Plünderung und Verunstaltung zu schützen. In den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts besuchte Erzherzog Johann die Höhle. Bergknappen aus Arzberg erweiterten darauf hin den sehr engen Verbindungsschluf zwischen Vorraum und Haupthalle und erleichterten so den Zustieg in die hinteren Teile der Höhle.
Um die Jahrhundertwende vom 19. ins 20. Jahrhundert interessierten sich Grazer Höhlenforscher, darunter auch Josef Fasching, Obmann der Gesellschaft für Höhlenforschung, für die Höhle und sie ersuchten die Weizer Höhlenforscher um Unterstützung bei der Erforschung der Höhle. Während des ersten Weltkrieges fanden keine nennenswerten Aktivitäten in der Höhle statt.
Der Verein für Höhlenkunde Weiz unter der Leitung von Otto Kropatsch pachtete die Grasslhöhle und führte zwischen 1924 und 1942 Touristen in die Höhle, verbesserte die Steiganlagen und die Zustiege. Alle Führungen wurden mit Karbidlicht, Kerzen und Fackeln durchgeführt. Der zweite Weltkrieg verhinderte in der Folge weitere Tätigkeiten.
Im Jahre 1952 baute Hermann Hofer, der von nun an die Höhle unter Pacht hatte, die erste elektrische Beleuchtung in die Höhle ein und begann mit einem regelmäßigen Führungsbetrieb. Ab 1970 führten die Eigentümer der Höhle, die Familie Reisinger, den Schauhöhlenbetrieb weiter. 1971 wurde die Beleuchtung vom Landesverein für Höhlenkunde in der Steiermark erneuert. Im Jahre 1987 fand die letzte Modifizierung der Höhlenbeleuchtung statt, es wurden das erste Mal Leuchtstofflampen als Wegbeleuchtung eingebaut.
Die Grasslhöhle ist durch den Einsturz eines schon früher durch Wasser gebildeten großen Hohlraumes entstanden. Dieser Hohlraum dürfte nach seiner Bildung durch tektonische Kräfte zusammengebrochen sein. Somit stehen wir heute auf der Höhlendecke des ehemaligen Hohlraumes. Nach Entstehung der jetzigen Höhle begann das Wachstum der Tropfsteine, das durch Schwankungen des Klimas mehrere Male unterbrochen oder beschleunigt worden ist. Manche Tropfsteine weisen ein Alter von bis zu 100.000 Jahren auf. Durch folgende Erdbeben fielen einige Tropfsteinsäulen um, weitere Generationen von Tropfsteinen bildeten sich auf ihren Vorgängern.
Das Gestein, das die Grasslhöhle umgibt, stammt aus dem Erdaltertum, dem Paläozoikum und heißt Schöcklkalk. Es ist ca. 360 Millionen Jahre alt und ist in einem ehemaligen Meer durch Ablagerung von Muscheln und Korallen entstanden. Ein Großteil der Sattelberge besteht aus diesem Gestein. Es ist sehr gut für die Höhlenbildung, der sogenannten Verkarstung, geeignet. Im Gebiet des Weizer Berglandes, vom Gollersattel bis zum Zetz, sind zur Zeit etwa 200 Höhlen bekannt und höhlenkundlich bearbeitet.
Für die Wasserversorgung der Region interessant war ein Markierungsversuch im Jahre 1982, der den Nachweis der Verbindung der Grasslhöhle zu allen wichtigen Quellen der Trinkwasserversorgung der umliegenden Gemeinden brachte. In erstaunlich kurzer Zeit führten die unterirdischen Wasserwege den eingebrachten Farbstoff von der Grasslhöhle zu den Quellaustritten. Dieser Markierungsversuch zeigte die Problematik der Wasserversorgung aus Karstquellen eindrucksvoll auf.
Text : Harald Polt und Volker Weißensteiner
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