Ein Hirtenknabe trieb täglich seine Schafherde den ganzen Sommer hindurch auf den Gösser und suchte für seine lieben Tiere immer die besten Futterplätze aus, weshalb er fleißig die Weideplätze wechselte. Wenn vom Arzberger Kirchlein das Abendläuten erklang, zog er mit seiner Herde wieder frohgemut ins Tal hinab.
Eines Abends kamen die Tiere ohne ihren Hirten allein zurück, und kein hallender Peitschenknall verkündete wie sonst ihre Ankunft. Die Leute glaubten zuerst, das sich der Knabe irgendwie verspätet habe, doch als er auch nachts nicht zum Vorschein kam, stiegen Knechte und Jäger auf den Berg hinauf, nach dem Knaben zu suchen. Wohl hörten sie oben ängstliches Hilfegeschrei, gingen auch der Stimme nach, riefen selbst immer wieder den Namen des Buben und erhielten auch Antwort. Es kam ihnen vor, als ob die Hilferufe stark gedämpft irgendwie aus dem Inneren des Berges kämen, konnten jedoch den Buben nirgends entdecken. Zuletzt meinten sie, das ein boshafter Berggeist-ein Kobold-sie zum besten halte und stiegen schließlich verärgert zu Tal. Der Knabe aber blieb verschollen.
Der neue Hirte merkte mit der Zeit, das ihm ab und zu ein Schaf fehlte, und wenn er dann nach dem Tier suchte, hörte er an einer bestimmten Stelle immer nur dumpfes Blöcken, das aus dem Inneren des Berges zu kommen schien, doch das Schaf konnte er nicht finden. Eines Tages bemerkte er, wie ein starkes Rind mit den Hinterbeinen plötzlich im Weideboden einsank. Er holte eiligst Hilfe, und als die Leute das Rind herausgezogen hatten, zeigte sich im Boden ein tiefes Loch. Beherzte Männer ließen sich an einem starken Seil in die Tiefe hinab und berichteten dann, das sich unten eine große Höhle befände. Als dann diese später genauer untersucht wurde, fanden die Leute darinnen nicht bloß zahlreiche Tierknochen, sondern auch das Skelett eines Knaben. Nun war das Rätsel des vor Jahren verschwundenen Hirtenknaben gelöst.
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